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Die Messe The Armed Man von Karl Jenkins entstand als Auftragswerk. Auftraggeber war Grossbitanniens ältestes Museum, The Royal Armouries, das einen geeigneten Weg suchte, um den Milleniumswechsel zu begehen.
Guy Wilson, der Leiter der Gesellschaft der Royal Armouries, stellte die Texte zusammen, auf die der Komponist mit einer sehr abwechslungsreichen Musik reagierte: Karl Jenkins spielt auf der Klaviatur der verschiedenen Kulturen und Epochen und versucht sie miteinander zu verbinden und sie zu versöhnen.

Die christliche Liturgie dient als Grundgerüst für eine Collage von religiösen und säkulären Texten, die einen Bogen spannen sollen vom Einzug in den Kampf über den Horror des Kriegs bis zur Einsicht, dass Friede besser ist als Krieg, und zur Bitte an Gott, es nicht mehr so weit kommen zu lassen.

Die Messe wird eröffnet durch das Stück L'homme armé, eine Bearbeitung eines Lieds, das am Hof des Burgunderkönigs zwischen 1450 und 1463 entstanden sein muss. Es umrahmt das Werk thematisch. Dass der bewaffnete Mann gefürchtet werden muss, ist auch am Ende des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts eine bittere Wahrheit und hat nichts an Relevanz eingebüsst.

Der Aufruf des Muezzins zum Gebet (Call to Prayers) mündet direkt in das Kyrie, das sich am Stile Palestrinas orientiert - ein Tribut an den Komponisten der Renaissance, der im 16. Jahrhundert selbst eine Messe basierend auf L'homme arméverfasste.
Es folgen Teile aus den Psalmen 56 und 59 (Save me from Bloody Men) im Stil der gregorianischen Gesänge und ein geheimnissvolles Sanctus , in dem man in den archaischen, hypnotisierenden Trommelrhythmen das drohende Unheil erahnen kann.

In Hymn before Action steigert sich die Drohung bis zur verzweifelten Bitte, dass Gott uns die Kraft zum Sterben geben solle ("Lord grant us strength to die").

Der Krieg ist nun nicht mehr zu vermeiden - Charge! - und endet in der dramatischen Kakophonie der Zerstörung und der darauf folgenden beklemmenden Stille auf dem Feld nach der Schlacht.

Angry Flames steht im Zentrum des Werks. Jenkins vertont in diesem Stück die eindrücklichen Zeilen eines Opfers der Hiroshima-Bombe, das 1953 an den Spätfolgen der Katastrophe verstarb. Torches, aus dem Indien des 6. Jahrhunderts vor Christus, zeigt, dass solch grausame Bilder sich nicht nur in der neuen Geschichte finden.

Agnus Dei aus der christlichen Liturgie soll uns gemäss Guy Wilson, dem Verfasser des Buchs von The Armed Man, daran erinnern, "dass jeder gewaltsam Umgekommene einer zu viel" ist. Jenkins setzt den Text in eine bestechend einfache Melodie, die sich weit abhebt von den martialischen Klängen des Kriegs.

Now the Guns have Stopped hat Guy Wilson für eine Installation des Museums Royal Armouries verfasst; Jenkins setzt den Text nur sehr spärlich um und lässt ihn so für sich selbst sprechen.
Es folgt das Benedictus, das die physischen und psychischen Wunden derer heilen soll, die den Terror überlebt haben. Es stellt die positive Klimax des Werks dar.

Das letzte Stück, Better is Peace, führt uns zurück an den Anfang des Werks. Guinerèves und Lancelots Feststellung ist das Resultat von bitterer Erfahrung. Die Messe lässt die Bedrohung durch den bewaffneten Mann nochmals hochkommen und stellt dann mit Tennyson die rhetorische Frage, ob wir nicht die tausend Jahre Krieg endlich beschliessen und tausend Jahre Frieden einläuten sollten.