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Als wir, der coro sonoro, die Planung des Palmsonntag-Konzerts in Angriff nahmen, wussten wir noch nicht um die tragische Relevanz, die die Auswahl der Werke von Fanny Hensel-Mendelssohn und des Stabat Mater von Francis Poulenc haben würde: Die Thematik von Schmerz und Leid sollte im Zentrum stehen. Nach der Flutkatastrophe in Südostasien entschieden wir uns kurzfristig, die interessanten und nicht oft gespielten Werke zu Gunsten der Flutopfer aufzuführen.

Dass dies dann tatsächlich möglich war, haben wir unseren Sponsoren zu verdanken. Sie haben uns mit ihren grosszügigen Beiträgen nicht nur ermöglicht, dieses Konzert überhaupt durchzuführen. Sie waren auch dafür verantwortlich, dass jeder Franken unserer Einnahmen der Caritas zugute kam, die in der betroffenen Region eigene Projekte betreut.

Fanny Hensel-Mendelssohn (1805-1847) trat kaum über den privaten Rahmen hinaus als Komponistin in Erscheinung, denn das damalige Verständnis der Rolle der Frau erlaubte kein künstlerisches Wirken in der Öffentlichkeit. Dies führte immer wieder zu Spannungen und Entmutigungen. Erst in ihrem letzten Lebensjahr begann sie, einen Teil ihrer Kompositionen systematisch zu veröffentlichen.

Für die Sonntagsmusiken im Hause Mendelssohn entstanden u.a. die Chorkantaten Lobgesang und Hiob. Die Werke wurden nur wenige Male aufgeführt - und erst knapp 200 Jahre später (1992) als Erstausgabe gedruckt.

Fanny Hensel wurde 1805 mit dem Familiennamen Mendelssohn geboren und erhiehlt ihre musikalische Ausbildung gemeinsam mit dem 1809 geborenen Bruder, dem berühmten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Im Mendelssohnschen Haus in Berlin wurde gemeinsam musiziert und gesungen. Dazu wurden im Familien- und Freundeskreis die Werke von Dichtern wie Tieck, Klopstock und Heine gelesen und besprochen. Für Funny stand Goethe im Mittelpunkt. Bei dessen Freund Carl Friedrich Zelter komponierte sie ihre ersten Lieder zu Goethes Texten. Dem berühmten Weimarer Dichter stellte sie 1822 selbst ihre ersten Lieder vor. Sie gefielen ihm ausserordentlich, berichtet Fannys Mutter.

Francis Poulenc (1899-1963) Ich glaube, ich habe den besten und glaubwürdigsten Aspekt meiner selbst in meine Chormusik eingebracht. Nehmen Sie mir meine Unbescheidenheit nicht übel, aber ich habe das Gefühl, auf diesem Gebiet wahrhaftig etwas Neues beigetragen zu haben, und ich möchte fast annehemen, dass man sich in fünfzig Jahren, wenn dann überhaupt noch jemandem an meiner Musik gelegen ist, eher für das Stabat Mater als für die Mouvements perpétuels interessieren wird.

In Poulenc wohnen zwei Seelen, die eines Mönchs und die eines Lausbuben.

Poulenc wusste sein Wirken immer in Proportion zu seinen Fähigkeiten zu setzen. Er wollte sie anders erscheinen, als er war, weder in seiner Musikmnoch in seinem Leben.
Die Tatsache, dass Poulenc 1917 die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium nicht bestand, gehörte zu den wenigen Misserfolgen. Auch wenn ihm darum zunächst die Anerkennung als seriöser Komponist versagt blieb und ihm lange Zeit der Ruf eines Amateurs vorauseilte, dessen musikalische Sprache halt zu einfach und direkt sei, so empfand er doch später gerade den Umstand, nicht zu den Studierten des Konservatoriums gehört zu habenn, nicht als Nachteil. Noch 1946 , als er schon zu den erfolgreichsten französischen Komponisten gehörte, sagte er: "Ich arbeite instinktiv und nicht nach Regeln, und ich bin stolz darauf, kein festes System zu besitzen."